Liebe Freunde!
Da ist wieder einmal Uri:
Juli war ein heißer
Monat. Er ist zwar jedes Jahr heiß, aber dieses Jahr war er besonders heiß.
Erst in den ersten Augusttagen wurde es besser, aber für uns wurde es
jetzt noch heißer, und zwar nicht, was das Wetter anbelangt.
Zu Beginn wählten wir
das Stück aus, mit dem wir die diesjährige Kommune beenden wollen.
Die Wahl war eine dramatische Angelegenheit für sich, und am Schluss fiel
sie auf eine Bearbeitung der „Rückkehr nach Haifa“ von Ghassan
Kanafani. Kanafani ist
einer der wichtigsten palästinensischen Schriftstellern, der in dieser
Novelle zum erstenmal (1970) von arabischer Seite eine jüdische Figur
beschrieb, mit der man/frau sich identifizieren kann.
Aber Kanafani war auch der wichtigste intellektuelle
Führer der PFLP unter der Führung von George Habash,
und als solcher wurde er (wahrscheinlich von einer israelischen Einheit) in
Beirut am 8. Juli 1972 mit einer Autobombe umgebracht.
In diesem Stück geht es
um die Frage des Rückkehrrechtes der palästinensischen Flüchtlinge.
Die Wahl dieses Themas war sehr gewagt, sowohl was die Dynamik innerhalb der
jüdisch-arabischen Kommune anbelangt, aber auch, und vor allem, in bezug
auf das Umfeld, mit dem wir zusammenarbeiten.
Wir sind mitten in den
Proben. Nicht einfach war die Bearbeitung des Stoffes, die noch lange hinein in
die Proben weiterging, und eigentlich noch immer nicht fertig ist. Und auch die
Form ist eine Frage für sich: Wie gestalten wir dieses Spiel in
hebräisch und arabisch gemischt, dass es auch künstlerisch einen Sinn
macht? Wie verständigen sich Araber, die kein Hebräisch können,
mit Juden, die kein Arabisch können? Das ist ja die dargestellte
Realität auf der Bühne. Wir haben dieses Problem sozusagen
dialektisch „aufgehoben“: Die Araberin, die in der dargestellten Situation
arabisch spricht, spricht auf der Bühne Hebräisch. Der Jude, der
Auschwitz überlebte, und auf der dargestellten Situation hebräisch
spricht, spricht auf der Bühne arabisch. Wir werden sehen, wie das
Publikum darauf reagiert...
Haifa, damals....
In einer Woche zeigen wir das
Resultat zweimal einem sehr begrenzten Publikum im arabischen Al-Midan-Theater
in Haifa, unsrer Stadt. Ziemlich unbegrenzt sehen momentan die Folgen dieser
Sache aus. Für die zionistische Bevölkerung dieses Staates, und das
ist die absolute Mehrheit, ist dieses Thema das heißeste Eisen, das
irgendwer überhaupt anfassen kann. Und so ist es durchaus möglich,
dass wir uns jede Möglichkeit einer israelischen Unterstützung unsres
Projektes verbaut haben.
Ich wage zu behaupten, dass
dies unfair ist. Der israelische Schriftsteller Sami Michael hat vor zwei
Jahren einen Roman auf den Markt gebracht, der explizit ein Fortsetzungsroman
zur Novelle von Kanafani ist. Das Kameri-Theater
in Tel-Aviv (vom Staat und von der Stadt Tel-Aviv unterstützt) hat mit einer (andern)
Bearbeitung der Novelle begonnen. Wir haben absolut nicht vor, uns in unserm
Stück für eine eindeutige Stellungnahme zu entscheiden. Die Frage des
Rückkehrerrechts ist eine Frage, die wir nicht lösen können,
aber wir dürfen sie stellen, denn dazu ist das Theater da.
Wenn wir also weiterhin keine
ausländische Unterstützung erhalten werden, sehr bald, wird unser
Projekt nach diesem Stück bis auf weiteres schweigen. Wir bitten wiederum,
und diesmal dringender denn je, um jede mögliche noch so kleine Spende.
(Details: www.mideastweb.org/nemashim/deutsch.htm)
Ich möchte auf ein paar
Gedanken hinweisen, die ich mir zum Thema des Stückes gemacht habe:
www.mideastweb.org/nemashim/Programmheft_1.doc
Außerdem will ich auf
einen ältern Text verweisen, der nicht direkt mit Kanafani
zu tun hat, aber sehr wohl mit dem Thema. Es ist ein Text eines
ausdrücklich zionistischen Menschen, der aber trotzdem kritisch auf den
Staat blickt, der sich 1953 gerade erst vor 5 Jahren gebildet hat: www.mideastweb.org/nemashim/SCHREI.doc
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