Das zweite Wochenende Dezember 2004
Vor zwei Wochen erklärte mir Mussa, dass er nicht mehr weitermachen
will. Ich musste das Wochenende alleine bestreiten.
Die Gruppe hat sich ausser den sechs Mitgliedern
vom November um vier weitere Mitglieder vergrössert.
Wieder war das Wetter sehr windig und kalt, sodass wir fast das ganze
Wochenende im Haus verbrachten.
Gleich zu Beginn begannen wir mit einem Fragekarussell zum Thema “Religion
und Tradition in meinem Leben” und “Existiert ein Konflikt zwischen Theater und
Tradition?”
Nach einer kleinen Pause und einem Spiel zur Abwechslung vertieften wir das
Thema mit einem Rollenspiel über die Familie Abraham mit seinen Frauen
Sara und Hagar und den Söhnen Itzhak und Issma’il. (Bilder 001-013)
Issma’il und Hagar Sara und Itzhak
21.00
Dialoge, die zu Hause vorbereitet wurden
Michael und Javier: „Migdal“
(=Turm) (Bilder 014-022), basierend auf dem Irrenhaus vom
letzten Mal, Ofir und Afek:
„Interview“ von Hanoch Levin (Bilder 034-043
und zwei video-clips) über die nichtsaussagende israelische Jugend, Meyssan und Marwan: ein
gleichgültiger Rechtsanwalt und sein Klient (Bilder 044-050).
Ortal und Alon: eine
Raubszene im Stummfilmstil (Bilder 051-090
und video-clip),
und am Schluss Amir und Michael: Vater und Sohn (Bilder 023-031).
Der reiche und interessante Abend war um 24.30 Uhr zu Ende. Jede Szene spielte zwei bis drei
mal durch, änderten und verbesserten sie. Dann gingen wir auf den
Matratzen schlafen, die wir neu gekauft haben. (Ich ging schlafen...)
8.30 Uhr: Frühstück
10.00 Uhr: Pantomime. Wir begannen den Tag
mit einem Pantomimenunterricht, nach dem je zwei eine kleine Szene entwickelten (Bilder 091-145)
Meyssan und Michael Javier
Alon und Afek Ofir und Ortal
Wir waren alle positiv überrascht,
wie phantasiereich und begabt alle waren.
Nach dem
Mittagessen hatten wir den ganzen Nachmittag Zeit für Forumtheater.
Wir
entwickelten zwei kleine Stücke. Das erste handelte von einem Wald, der
gefällt werden sollte, um an seiner Statt eine Industrie zu bauen für
die arbeitslose arabische Bevölkerung an Ort. Gegen den Plan kämpften
zwei Akteure der grünen Bewegungen, und wir versuchten den Konflikt mit
Hilfe des Publikums und seiner
Vorschläge zu lösen. (Bilder 146-211)
Der Holzfäller
mit den beiden Grünen Der Holzfäller und
der Unternehmer
Die
zweite Szene handelte von Armut und Reichtum, dargestellt durch zwei Kinder im
Kindergarten. Die Szene war fast ganz
stumm, und zum grossen
Erstaunen funktionerte das, aber das
ökonomisch-gesellschaftliche Problem konnten wir nicht lösen. In der
Diskussion sagte zwar jemand Sozialismus, und andere sagten anderes, aber kein
Einverständnis wurde erreicht. (Bilder 212-265)
Der Kindergärtner und die beiden Kinder
16.40 Uhr Schlussgespräch
Während
einer knappen Stunde sprachen über das Wochenende und über
Zukunftspläne, alle waren müde, und am Schluss wars
mit der Geduld vorbei. Über den ersten Teil (Religion und Tradition,
Abrahams Familie) entbrannte eine kleine Diskussion über das Thematisieren
des jüdisch-arabischen Problems. Amir befürchtet, dass das Thema die
Mitglieder voneinander entfernen könnte, Afek
drückte Bedürfnis für mehr Aktivität zum Thema aus. Auch
andere sprachen zum Thema. Interessant dabei ist, dass normalerweise
Palästinenser eher für eine Politisierung des jüdisch-arabischen
Treffens sind und Juden eher weniger, und hier war es umgekehrt.
Ofir fand es schwierig, sich zu Tradition
zu äussern, wenn sie die anderen Mitglieder noch
nicht kennt. Javier fand das Thema irrelevant, da „wir ja sowieso alle
säkular sind“. Alon
fand den Vergleich zwischen der Vertreibung von Issma’il
und Hagar und dem palästinensischen Flüchtlingsproblem
zu vereinfachend.
Alle
lobten einander, was das künstlerische Niveau anbelangt, und auch Michal
wurde gelobt, die wieder gekocht hat. Fast alle hatten grosses Vergnügen an der Pantomime. Das
Forumtheater schnitt schlechter ab, und hier war auch die Geduld der Leute
schon zu Ende. Wir setzten den Termin für das nächste Wochenende fest
und sprachen über die Möglichkeit, noch ein
oder zwei neue Mitglieder hinzuzufügen. Ein Teil sagte ausdrücklich,
zusätzliche Mitglieder sind nur erwünscht, wenn sie wirklich im
Theaterdienstjahr 2005-2006 mitmachen wollen.
Alles
in allem war es ein reiches Wochenende, sehr interessant und sehr
vergnügend. Die Gruppe bekommt langsam einen festen Halt, und in sechs
Monaten werden 6 oder 7 davon bereit sein, in Ramle
ein lang Theater zu machen mit der lokalen arabischen
und jüdischen Bevölkerung.
Ich
wünsche allen Christen ein schönes Weihnachtsfest und einen guten
Rutsch ins neue Jahr!!!
Salamat
Uri
Shani