Liebe Freunde!
Mehr als ein Jahr ist es nun
her, seit ich nicht mehr von NEMASHIM berichtet habe, und dies, weil seit
März 2008 ich und die „Friendship Village“ nicht mehr zusammenarbeiten. Dies ist das Resultat
eines Konfliktes, der vor längerer Zeit begonnen hat und sich in den
Wintermonaten 2007/2008 verschärft hat. Sie wissen, ich habe das Projekt „Nemashim“ gegründet und während sechs Jahren
geleitet. Ich habe sehr viel Energie in dieses Projekt gesteckt und habe es
endlich vor drei Jahren auf ein Niveau gebracht, mit dem ich einigermaßen
zufrieden sein konnte. Leider war es mir aber wegen Meinungsverschiedenscheiten
mit meinen Mitarbeitern im „Friendship Village“ nicht möglich, dieses Niveau zu halten, und
zum Schluss habe ich darum gekämpft, dass das Projekt nicht abstürzt.
Leider hat „Friendship Village“
meine Forderungen nicht akzeptiert und beschlossen, auf mich zu verzichten.
Da ich ein Jahr lang nichts
mehr zu berichten hatte, werde ich hier ein bisschen ausführlicher sein.
Ich werde für meine Überlegungen auch Bibliographie benutzen, obschon
ich selber 100 Seiten über die ersten drei Jahre und noch weitere 180 Seiten
über die zweiten drei Jahren meines Projektes geschrieben habe. Aber ich
möchte gerne belegen, dass meine Gedanken nicht ganz privat sind, und dass
auch andere so denken.
Also:
Ich wusste von Anfang an,
dass wir zwei Hauptprobleme haben werden: Wo bringen wir Geld her, und wie
rekrutieren wir die arabischen PartnerInnen?
Einer der ersten, mit denen
ich mich getroffen habe, hat mir gesagt, wenn du nicht Genug Geld hast, lass
die Finger davon! Hab ich aber nicht.
Und auch Araber hatten wir
nie genug.
Seit Jahren behaupte ich:
Nicht jede jüdisch-arabische Zusammenarbeit ist unbedingt positiv. Sie
kann auch Schaden anrichten. Ja, das tönt vielleicht ein bisschen scharf,
aber ich bin da nicht ganz allein. Die sehr zu empfehlende Artikelsammlung
"Interkulturelle und antirassistische Bildungsarbeit" (2003), zum
Beispiel, behandelt zwar nicht unsern Raum, sondern den deutschen, aber sie
stellt sehr richtig die Frage in den Mittelpunkt: "Welche Voraussetzungen
müssen Praxiskonzepte erfüllen, damit sie nicht zu kontraproduktiven
Ergebnissen führen?" (S. 10)
Sehr richtig wird immer
wieder im Buch dargestellt, dass der Begriff "anti-rassistisch" zwar
nicht sehr einfach zu definieren ist, er aber auf jeden Fall eine radikale
Antwort auf den moderaten Begriff "interkulturell" ist.
Wir haben hier in unserm Land
einen politischen Konflikt, der täglich seine Opfer fordert. (Das Land
selber hat verschiedene Namen, und zwar nicht wegen philologischer
Schwierigkeiten...) Diesen Konflikt auf "kulturelle
Verschiedenheiten" zu reduzieren, kann nicht unsere Aufgabe sein! Leider
sehen das nicht alle so, sogar unter solchen, die gegen die Okkupation sind und
andere humanistische Gedanken haben.
Im Artikel von Annita Kalpaka schreibt sie unter dem Abschnitt "Kritische
Aspekte zur Zielsetzung: Einstellungsveränderung" unter anderem
folgendes:
"...Fasst man
Rassismus als ein Ergebnis individueller Vorurteile auf, läuft man Gefahr,
die strukturelle Ebene zu vernachlässigen und das Handeln auf die Arbeit
am Individuum und seine Einstellungen zu konzentrieren – als wären
Einstellungen Eigenschaften von Menschen, die unabhängig vom
institutionellen und gesellschaftlichen Kontext und von vorherrschenden
Diskursen existieren. ..." (S. 59)
Ich war immer der Auffassung,
dass ein großes Publikum erfasst werden muss, und nicht einzelne. Es geht
nicht immer persönliche Einzelarbeit.
"Das Arbeiten mit
kreativen, handlungs- und erlebnisorientierten Methoden erlebe ich wie andere
als eine enorme Erweiterung meiner Handlungsmöglichkeiten in der
pädagogischen Arbeit, nicht zuletzt, weil ich darin weitaus mehr
Möglichkeiten sehe, meinen Anspruch nach subjektbezogenem Arbeiten
einzulösen, als in Settings, in denen "Frontalunterricht"
dominiert. Aber dieses Reprtoire darf nicht
darüber hinwegtäuschen, dass viel Theorie hinter den Methoden und den
einzelnen Übungen steckt. Diese wird in den seltensten Fällen
expliziert und bleibt den TeilnehmerInnen verborgen,
obwohl das Angebot für sie ist. Viel zu oft bleiben theoretische
Hintergründe oder Theorieversatzstücke, die in den Methoden
verarbeitet sind, selbst den AnbieterInnen
verborgen.... Einstellungsveränderung als Ziel legitimiert ein oft
individualisierendes bzw. pathologisierendes
Herangehen, bei dem an Menschen herumgebastelt und versucht wird, ihnen die
Vorurteile auszutreiben, ohne aber die implizite Theorie zur Debatte zu
stellen. Die Theorie bleibt aber oft auch den AnbieterInnen
unklar und arbeitet hinter ihrem Rücken oft nicht in ihrem Sinne."
(S. 62/63)
Hierzu muss vielleicht etwas
zur Intellektuellenscheu gesagt werden: Vielfach wird zuviel Geschwätz als
sinnlos und ergebnislos angeschaut, was auch stimmen kann. In unsrer
Theaterarbeit möchten wir vor allem tun und weniger reden, aber dies darf
nicht dazu führen aufzuhören, die Mechanismen der menschlichen Beziehungen
zu hinterfragen.
Die "Friendship-Village"
ist zwar gegen das Psychologisieren, in der Theorie, aber in der Praxis sieht
es vielfach anders aus. Die oben genannten "AnbieterInnen"
hinterfragen nicht genug ihre Beweggründe und Ziele.
Ich mache das ganze Theater
nicht, um den armen Arabern einen Gefallen zu tun, oder um mein schlechtes
Gewissen zu beruhigen. "Mitleid... gilt Objekten, ...Solidarisierung
gilt Subjekten." (ebenda, S. 34)
Aber leider sehen das die
meisten anders, sowohl Zionisten als auch viele Palästinenser, die in
Projekten mitarbeiten, in denen sie nicht mitmachen sollten, die auf
Verständigung basieren und „Treffen von zwei Seiten“.
Eigentlich glaube ich gar
nicht an die zwei Seiten, jedenfalls nicht an "Juden vs. Araber". Ich
muss mich nicht mit „den Arabern verständigen“, sondern mit denjenigen
Menschen zusammenarbeiten, die eine gemeinsame Basis mit mir haben.
Ich könnte hier noch
sehr viel länger ausführen, wie eingangs erklärt, und wer
Persönlicheres zu meinem Konflikt mit dem Team der "Friendship-Village" möchte, kann sich an mich
wenden.
Noch bevor die Sache geplatzt
war, machte ich mir Gedanken, während der sechs Jahre, in denen ich
NEMASHIM leitete, wie der Kontakt mit den Jugendlichen weitergeführt
werden könnte. Vor allem nach meinem erzwungen Abschied von meinem Projekt
begann ich, eine dritte Stufe des Projektes zu entwickeln, die natürlich
nichts mit "Friendship-Village" zu tun hat.
Die erste Stufe ist ein Workshop, die zweite das Jahr des gemeinsamen Lebens.
Mit diesen zwei Stufen hab ich momentan nichts mehr zu tun. In der dritten
Stufe treffen sich nun einige, die ich mir auswähle, aus den bisher
über 60 Jugendlichen, die den Workshop während der sechs Jahre
durchgemacht haben, und wir machen anti-rassistisches und anti-kapitalistisches
Forumtheater zusammen. Ein bisschen vielleicht auch Straßentheater, und
vielleicht auch ein Stück ohne Worte, ohne Beteiligung des Publikums
(Bewegungstheater). Dies ist das Programm, in einem Satz.
Wenn wir anti-rassistisch sagen,
attackieren wir nicht den klassischen Rassismus des 19. Jahrhundert, diese
"Wissenschaft", die viele vernünftig fanden. Heutzutage "haftet
dem Wort `Rasse` der Geruch der Krematorien an." Und deshalb:
... Nicht selten wird das Wort `Kultur`
als ein Sprachversteck für `Rasse` benutzt." (ebenda, S. 25) Ich
würde dem das Wort "Mentalität" hinzufügen.
Wenn wir anti-kapitalistisch
sagen, dann deshalb, weil unser Ansatz kein psychologischer ist. Wir sehen
Rassismus nicht "als ein Ergebnis individueller Vorurteile"
(ebenda, S. 29)
Während längerer
Monate planten wir die Herausbildung der Gruppe, ich habe ihr auch eine
russisch-sprechende ehemalige Studentin von mir hinzugefügt, um zu
betonen, dass die verschiedenen politischen und kulturellen Ebenen ineinander
eingehen, und das System die Psychologie ausnützt. Der Anstoß
für die erste Aufführung kam von der ATG (http://www.aktionstheatergruppe.de
).
Die ATG ging auf Tour mit
ihrem Forumtheaterstück in der Westbank, und sie beschlossen, dass sie
auch in Israel auftreten wollen. Wir bereiteten ein Forumtheaterstück mit
dem Namen "Der Untermieter" vor und kamen überein, eine Abend mit
zwei Stücken, in einem kleineren Theater auf dem Karmelberg
oberhalb Haifa, im Theater der drusischen Stadt Karmel
(ehemals Ussfiya und Daliat-al-Karmel), zu organisieren. Dies ist ein kleines Theater,
aber mit einer sehr guten Atmosphäre.
Über das Nikab-Theater:
http://alniqabtheatre.com/Default.asp?ID=124
Für die deutschen
Gäste reservierten wir ein nettes Gästehaus in Daliat
el-Karmel, sehr zu empfehlen (04-8396061, 052-3601056).
Unsere Proben hielten wir
teils im Theater, teils im Jugendtreff der GLBT in Haifa (http://www.igy.org.il/content/about_us_en.php
). Nach der ersten Probe machten wir eine halb-partisanische
anti-rassistische Aktion, über die am Radio berichtet wurde. (in
hebräisch: http://www.youtube.com/watch?v=6HYoo_7CgM4
oder www.mideastweb.org/nemashim/hashoket.mp3
) Ein Freund, der im Nemashim-Workshop 2007-2008 war und jetzt Reporter beim
Militärsender ist (das ist sein Militärdienst), bekam zu Ohren, in
der Nähe von Nazareth gäbe es ein gutbesuchtes Lokal, in dem Araber
unerwünscht seien.
Am 28.4. trafen wir uns also
zu einem gemeinsamen Workshop zum Thema Theater der Unterdrückten, nachdem
die deutsche Gruppe ihre Tour in der Westbank beendet hatte, und während
ich diesen Bericht schreibe, erreicht uns die traurige Nachricht vom Tod des
Gründers des Theater der Unterdrückten: Augusto Boal. Das
Forumtheater ist seine Entwicklung aus seiner revolutionären
Theaterarbeit. Vor einem Monat noch richtete er seine Botschaft anlässlich
des Welttheatertags 2009 (am 27/3/2009) an die Welt.
http://www.iti-germany.de/pdf/WTT_09_Augusto%20Boal_dt.pdf
Und so schreibt
Bárbara Santos, am 4.
Mai 2009:
Unser geliebter Freund Augusto Boal, der auf seinen vielen Reisen durch die
Welt unermüdlich den Samen des Theaters der Unterdrückten verstreute,
hat sich auf eine weitere Reise begeben. Er ist in den frühen
Morgenstunden des 2. Mai 2009 aufgebrochen. Am Ersten Mai war er noch bei uns
geblieben, solidarisch mit allen Arbeiterinnen und Arbeitern, die für eine
gerechtere, solidarischere und glücklichere Welt kämpfen.
Er ist zu dieser besonderen Reise aufgebrochen und wird bei keiner
Veranstaltung mehr präsent sein. Aber, wie es seine Art war, hat er bis
zum letzten Moment gelebt, geliebt und gearbeitet und das Buch *Die
Ästhetik der Unterdrückten* hinterlassen. Ausdrücklich hat er
auch hinterlassen, dass keine Veranstaltung wegen seiner Abwesenheit abgesagt
werden sollte: „Ist das nicht der Sinn der Multiplikation?“
Gestern, am 3. Mai, haben wir uns zu einer Abschiedszeremonie zusammengefunden.
Sein Körper kündigte den Beginn einer neuen Etappe des Theaters der
Unterdrückten an: in physischer Abwesenheit seines Meisters. Wir haben
geweint, geredet und gesungen. Celso Frateschi hat
einen Teil aus „Arena canta Zumbi“
rezitiert. Wir sangen das Lied von Nuno Arcanjo. Und Cecília Boal,
mit aller Kraft und Lebendigkeit, schrie in alle Himmelsrichtungen, dass ihr
Mann als der erinnert werden sollte, der er immer war: ein Kämpfer. Wir
trockneten unsere Tränen und applaudierten der Abreise von Boal.
Sein Körper ist gegangen, seine Präsenz bleibt. Voraussichtlich am
nächsten Samstag den 9. Mai werden wir diese Präsenz in einer
Würdigung im CTO-Rio bestätigen. Wir werden dem Leben, dem Kampf, der
Produktivität, dem Werk und der Fortführung der Arbeit von Augusto
Boal huldigen.
Es wird nicht einfach sein, ohne unseren Meister, Partner, Freund und
Kampfgenossen weiterzumachen. Aber was war schon einfach auf dem Weg des
Theaters der Unterdrückten?
Die Ethik und die Solidarität als Fundamente und Leitfäden. Die
Multiplikation als Strategie. Konkrete und dauerhafte soziale Aktionen, mit dem
Ziel der Transformation unterdrückerischer Realitäten.
*Es lebe Augusto Boal*
Wir machen weiter.
Aber all dies geschah am Wochenende. Wir waren
noch vertieft, die Welt mit Hilfe von Statuen und Bildern zu verändern.
Deutsche und Israelis (die zum Teil auch Palästinenser sind), zusammen,
bewegten wir Unterdrückungssituationen in Richtung der Lösungen, die
wir suchen. Mann und Frau, Machthaber und Kriecher, Israelis und
Palästinenser, Soldaten und Bürger, Reiche und Arme. Am Bewegten war
vielleicht das Bild, in dem auch zwei Tote auf der Bühne lagen, die nicht
vergessen wurden und auch ihre Aufgabe hatten.
In einem kurzen Gespräch
danach fragten wir uns, ob es überhaupt nach Auschwitz noch angebracht
sei, das Wort "Lösung" zu benutzen, wie zum Beispiel
"Zwei-Staaten-Lösung".
Unsere beiden
Aufführungen fanden am Tag darauf am 29.4. statt.
Das Publikum kam vor allem
vom Karmel, aber auch von Haifa, Nazareth, Tiv'on, sogar vom weiteren Galiläa und von Tel-Aviv
und Jaffa. Um den Rahmen nicht völlig zu sprengen, verweise ich auf ein
anderes Blatt, was den Inhalt unsres Stückes betrifft:
www.mideastweb.org/nemashim/Untermieter.htm
Der größere Teil
des Publikums sprach arabisch, und so verlief das Forum (das sogenannte Jokern)
vor allem auf arabisch, und es ging um Mohammad und seine Familie und weniger
um Maya oder um Masha, die zwar russische Einwanderin ist, aber auch
ausgegrenzt wird, weil ihre Mutter keine Jüdin ist. Die Neigung des
arabischen Publikums war, dass Mohammad zu seinen palästinensischen
Wurzeln zurückfinden und aufhören muss zu versuchen, sich an die hebräischsprechende
Mehrheitsgesellschaft zu assimilieren.
Nach der Pause zeigte uns die
ATG ihr Stück, und hier war das Jokern vor allem in Englisch,
natürlich. Es ging hier vor allem den Preis, den junge Menschen bereit
sind (oder nicht bereit sind) zu bezahlen für ihre politische
Aktivität, dafür dass es später einmal allen besser ginge und
nicht nur mir selber. Natürlich hatte das Stück auch ein bisschen mit
uns zu tun, da sowohl wir wie auch die ATG unser Forumtheater ohne Salär
betreiben und alle Einnahmen des faszinierenden Abends an das beherbergende
Theater gingen.
Nach drei Stunden
begnügten wir uns, der Welt noch einige Probleme zu lassen und schickten
das Publikum mit der Aufgabe nach Hause, sie sollten jetzt bei sich zu Hause
das Gelernte umsetzen!
Bei dieser Gelegenheit dieses
ein bisschen ausgeweiteten Berichtes möchte ich gerne über drei
andere öffentliche "Veranstaltungen" in den zwei Tagen darauf
informieren, da ja die deutsche Presse (Internet mit eingerechnet) nicht
genügend über Oppositionelles informiert.
"New Profile"
http://www.connection-ev.de/z.php?ID=738
Nach der Verhaftung nahm ich
am Tag nach unserm gemeinsamen Auftritt mit der ATG an einer Demo teil, die
gegen die Verhaftung der Frauen von "New Profile" protestierte. Dabei
wurden wir heftigst von bestens dressierten Spezialeinheit-Polizisten
verprügelt, und weitere acht wurden festgenommen. Hier ein Video davon:
http://www.youtube.com/watch?v=zXT08cISAMI
(http://www.ynet.co.il/articles/0,7340,L-3708336,00.html
)
Radiosendung
http://www.freie-radios.net/mp3/20090430-repressiong-27699.mp3
Danach ging ich an einen
Solidaritätsabend mit Samieh Jabbarin.
Wer den Mann nicht kennt und warum ein Abend für ihn veranstaltet wurde:
http://marx21.de/content/view/730/32/ hier ist ein link vorhanden zur Petition. Es
ist wichtig, diese Petition zu unterschreiben.
Ein interview mit Samieh
ýhttp://www.jungewelt.de/20
Der Abend stand einerseits
unter dem Eindruck dieser Demonstration, andererseits wurde Samieh
drei Tage zuvor vom Gericht auch weiterhin bis September in seinem Elternhaus
in Um el-Fahm festgehalten. Aber es ging sehr viel
kultureller zu und her als zwei Stunden vorher bei der Polizeistation. Prof. Avi Oz
hat den Abend moderiert. Er sprach immer wieder von Deutschland am Ende der
zwanziger Jahre, und es wurden auch einige Sachen gelesen, die aus dieser Zeit
kommen. Gerade aus dieser Perspektive muss ich leider Samieh
und andern widersprechen, die behaupten, es sei völlig sinnlos zu
versuchen, zwischen Barak und Liebermann Unterschiede zu suchen. (Unter anderm hab ich gestern, am 1. Mai sogar einen ehemaligen
Führer der Avoda, Uzi Baram, am Radio gehört, der dies sagte.) Nicht, dass
dies nicht stimmte, aber wir dürfen es nicht aufgeben, auf ganz
"normale" Forderungen im Rahmen der bürgerlichen Demokratie zu
bestehen, auch wenn das System in Israel, wegen seiner inneren
Widersprüche, nicht fähig ist, diese zu erfüllen. Wir sind auf
den Spielraum angewiesen, den uns das System immer noch gewährt, auch wenn
dieser immer enger wird. Gerade "normale" Forderungen zeigen der
ausländischen Öffentlichkeit, wie verlogen und hinterhältig das
System ja ist, wenn es nicht mal Freiheiten versprechen kann, die zum Teil noch
vor der französischen Revolution existierten.
Alles in allem war die
Stimmung natürlich sehr pessimistisch.
Prof. Moshe Zuckermann
erzählte vom grauenhaften Eindruck, den auf ihn diese Reportage machte: http://www.youtube.com/watch?v=-AYQjVJEAms
und betonte die zivile
Komponente des Faschismus, die des "normalen" Bürgers, dies, was
Biermann 1980 "gemütlicher Faschismus" nannte (in "Eins in
die Fresse, mein Herzblatt")
Professor Adi Ophir beendete seine kurze Rede
damit zu sagen: "Das einzige was heute zählt, ist dieses System
von der Welt zu schaffen."
Der palästinensische
Schauspieler Yussef Swed
erzählte von Prometheus, der das Feuer für die Menschen stahl und
dafür teuer zu bezahlen hat. Für ihn ist Samieh
ein solcher Prometheus. Aharon
Shabtai trug eines seiner wunderbaren Gedichte
vor, sehr scharf und sehr witzig, und es waren noch viele andere Schauspieler
und andere Prominente da.
Am Freitag schließlich
war 1.Mai, und ich marschierte zusammen mit ein paar Hunderten in Haifa.
http://picasaweb.google.com/liatleizer/1#
Jetzt ist genug, erstmal; ich werde natürlich weiter informieren.
Außerdem lohnt es sich, bei NEMASHIM's Fotos
und Videos reinzuschauen,
bald werde ich neue raufladen.
Das Buch, das ich ein paarmal
zitiert habe, hier, habe ich vom ATG erhalten. Hier die genauen Einzelheiten:
Wolfram Stender/Georg
Rohde/Thomas Weber (Hrsg.):
"Interkulturelle und
antirassistische Bildungsarbeit" (2003)
Brandes & Apsel Verlag
Gmbh, Frankfurt am Main
ISBN 3-86099-317-8
Das Buch über
NEMASHIM:
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